Verfahren zur Verminderung einer Lungenüberblähung


Lingemann B

Bestens besuchte Fach- und Patiententagung: das Symposium Lunge in der Gebläsehalle. H1-Forto: Archiv Lars Friedrich / Hattingen

(red) Mitte September 2008 fand in Hattingen/ Ruhr das zweite Symposium Lunge statt. Das Symposium wurde von Patienten für Patienten veranstaltet. Die knapp 1.700 Besucher, die aus dem gesamten Bundesgebiet nach Hattingen gekommen waren, sprechen für die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen zum Thema „Volkskrankheit COPD“. Aufgrund der Erfolge der bisherigen Veranstaltungen wird am Samstag, 3. Oktober 2009, von 9 bis 18 Uhr in der Gebläsehalle des LWL Industriemuseums Hattingen das 3. Symposium Lunge stattfinden.

Der Veranstaltungs- Organisator Jens Lingemann hat HATTINGEN EINS unter der Überschrift „Verschiedene Verfahren zur Verminderung einer Lungenüberblähung“,  eine Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Dr. med. Helgo Magnussen, Ärztlicher Direktor und medizinischer Geschäftsführer des Zentrums für Pneumologie und Thoraxchirurgie im Krankenhaus Großhansdorf, zum Thema: „Bronchologische Behandlung des schweren Lungenemphysems“ zur Verfügung gestellt.

Das so genannte Lungenemphysem geht mit einer Zerstörung des Lungengewebes einher. Dieser krankhafte Prozess führt zu einer Lungenüberblähung, die wesentlich für die Beschwerden der betroffenen Patienten ist. Leider führt die medikamentöse, nicht-medikamentöse und rehabilitative Therapie des schweren Lungenemphysems häufig nur zu einer unzureichenden Linderung der Beschwerden. Daher sind in den letzten Jahren experimentelle Untersuchungen zur so genannten bronchologischen Behandlung des Lungenemphysems durchgeführt worden, die unter dem Begriff „Bronchologische Lungenvolumenreduktion“ (BLVR) zusammengefasst werden. Drei verschiedene BLVR Verfahren sind gegenwärtig in der Erprobung:

1. Endobronchiale Ventile
2. Airway Bypass Systeme
3. Biologischer Umbau des Lungengewebes

Zu 1.: Endobronchiale Ventile
Der Grundgedanke, der den endobronchialen Ventilen zugrunde liegt, ist einfach: Werden Atemwege z. B. durch einen Fremdkörper verlegt, so entwickelt sich bei gesunden Menschen innerhalb weniger Stunden eine so genannte Resorptions-Atelektase, die mit einer Verkleinerung des Lungenvolumens einhergeht. Unter einer Atelektase versteht man einen kollabierten Lungenabschnitt, der mit wenig oder keiner Luft gefüllt ist. Wenn nun der Verschluss der Atemwege beim Lungenemphysem z. B. durch ein Ventil oder eine andere mechanische Maßnahme ebenfalls zu einer Atelektase gebracht werden könnte, dann sollte sich auch die krankhafte Lungenüberblähung vermindern lassen.

Die Firma Emphasys Medical, USA hat die Pionierarbeit in der Ventiltherapie beim Lungenemphysem geleistet. In einer groß angelegten Studie (VENT-Study) zeigten ca. 20 Prozent der Patienten eine Besserung der Lungenfunktion. Die Platzierung der Ventile war unproblematisch und die Nebenwirkungen selten und beherrschbar. Der Umstand, dass aber nur ein Teil der Patienten eine Besserung zeigte, liegt vermutlich darin bedingt, dass überschüssige Luft nicht nur über die Atemwege, sondern auf weiteren Wegen (kollaterale Ventilation) in die überblähten (emphysematösen) Lungenbezirke gelangt. Ein andersartiges endobronchiales System hat die Firma Spiration entwickelt, dass aber zunächst noch weiterer Prüfung bedarf.

Zu 2: Airway Bypass Systeme
Bronchus Incorporated, USA, hat ein Verfahren in der Entwicklung, bei dem mit einem Kathether, der in das Bronchialsystem (endobronchial) eingeführt wird, kleine Löcher in die Wände der großen Atemwege (Bronchien) gesetzt werden. Mit Hilfe einer solchen „Fensterung“ der Atemwege soll die überschüssige Luft entweichen. Das Verfahren ist technisch wesentlich aufwendiger als die endobronchialen Ventile und kann noch nicht abschließend bewertet werden.

Zu 3.: Biologischer Umbau des Lungengewebes
Die Firma Aeris Therapeutics, USA führte ein anderes Konzept ein. Die bronchologische Eingabe von speziellen, biologischen Materialien in die Lungenbläschen (Alveolen) und kleinen Atemwege bewirkt eine Schrumpfung des so behandelten Lungengewebes und soll so zu einer Abnahme der Lungenüberblähung führen. Das Verfahren ist erfolgsversprechend, da es vermutlich weniger von der kollateralen Ventilation abhängig sein wird als die endobronchialen Techniken. Ersten Berichten über bisher wenige Patienten werden größere Untersuchungen unter Beteiligung deutscher Zentren folgen.

Fazit: Ingesamt sind die Verfahren zur bronchologischen und biologischen Lungenvolumenreduktion als vielversprechend anzusehen. Es ist aber noch keine abschließende Bewertung möglich. Da die Risiken angesichts des möglichen Nutzens gering sind, sollten mehr klinische Studien in ausgewiesenen Zentren durchgeführt werden.

@uelle Pressetext Deutschland

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