Bundesverdienstkreuz für Wittener: Wissenschaft als ein Wegbereiter für die Völkerverständigung


Barbara und Prof. Dr. Andrzej Górak, Sabine Kelm-Schmidt, Joanna Górak und Dr. Markus Rostek. H1-Bild: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis

(pen) „Sie haben in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass die Zusammenarbeit in Forschung, Technik und Wissenschaft eine sehr gute Methode für praktizierte Völkerverständigung zwischen Polen und Deutschland ist. Dafür sagt Ihnen die Bundesrepublik heute ´Danke schön´.“ Mit diesen Worten übergab die stellvertretende Landrätin Sabine Kelm-Schmidt das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Professor Dr. Andrzej Górak aus Witten.

Nach Kindheit, Jugend und Studium in Polen lebt Górak seit 1988 in Deutschland. Stationen seiner wissenschaftlichen Arbeit waren die Universitäten in Clausthal, Aachen und Essen. Aktuell hat er einen Lehrstuhl an der Fakultät für Bio- und Chemieingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund. „Diesen hat Professor Górak in den letzten Jahren zu einem weltweit führenden Forschungszentrum im Bereich thermische Trennverfahren ausgebaut“, machte Kelm-Schmidt deutlich. Parallel zur Professur im Ruhrgebiet lehrt Górak auch an der Technischen Universität Lodz.

Beide Professuren nutzt er sehr intensiv für die polnisch- deutsche Zusammenarbeit. Bereits 1997 initiierte Górak gemeinsam mit Ludgarda und Jerzy Buzek, dem heutigen Präsidenten des Europäischen Parlaments, ein polnisch- deutsches Netzwerk für Umweltschutztechnik, Sicherheitstechnik bei technischen Anlagen und Energietechnologien. „Das Netzwerk entwickelte sich zu einem Vorzeigeprojekt, das unter anderem von einer deutsch- polnischen Regierungskommission wegen seiner forschungs- und kooperationspolitischen Bedeutung ausgezeichnet wurde“, würdigte Kelm-Schmidt. Während der achtjährigen Arbeit des Netzwerkes wurden mehr als 40 grenzüberschreitende wissenschaftliche Projekte gestartet und koordiniert. Als Beispiel für die zahllosen Projekte, die Górak mit Unterstützung der Europäischen Union, dem polnischen Wissenschaftsministerium und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung realisiert hat, erwähnte Kelm-Schmidt die Initiative für ein zweisprachiges Fachwörterbuch des Umweltschutzes.

Nach der Öffnung Deutschlands Richtung Osteuropa sei eine solche Sprachhilfe zunächst Fehlanzeige gewesen. „Diese Sprachbarriere war unter anderem dafür verantwortlich, dass Bedürfnisse des in Polen ständig wachsenden Marktes für Produkte der Umweltschutzindustrie nur selten in Kooperation mit deutschen Unternehmen befriedigt werden konnten. Das Fachwörterbuch mit seiner für beide Seiten verständlichen Sprache hat hier eindeutig für Abhilfe gesorgt“, erläuterte die stellvertretende Landrätin. 2002 warb Górak Mittel der Europäischen Union für ein grenzüberschreitendes Austauschprogramm ein. Ziel war es, die internationale Mobilität junger Forscher zu stärken. „Das Programm ermöglicht es jungen Wissenschaftler in fünf Laboren in Dortmund sowie an sieben weiteren Standorten in ganz Europa gemeinsam zu forschen“, so Kelm-Schmidt. Den Austausch treibt der 59-jähirge Górak auch auf anderen Ebenen voran. So arrangiert er die Teilnahme von Studenten der Technischen Universität Lodz an der Summer School der TU Dortmund, bietet jährlich Kurse für polnische Doktoranden an und bindet deutsche Assistenten als Tutoren ein. „Der Einsatz Professor Góraks für das European Institute of Technology sowie eine deutsch-polnische Graduierungsschule und das Mitwirken an 40 Promotionen, drei Habilitationsverfahren und zehn Berufungen auf Professuren runden die Verdienste ab“, schloss Kelm-Schmidt ihre Laudatio. Stichwort Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Der Verdienstorden ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Er wird an Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie für Verdienste aus dem sozialen, karitativen und mitmenschlichen Bereich verliehen. Seit seiner Stiftung durch Bundespräsident Theodor Heuss 1951 wurden etwa 240.000 Menschen auf diese Weise für ihre Leistungen gewürdigt. Der Orden verfügt über acht verschiedene Stufen. Als Erstauszeichnung wird im allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Jeder kann die Verleihung des Verdienstordens an einen anderen anregen. Das Schreiben ist formlos an die Staatskanzlei des Bundeslandes zu richten, in dem der Vorgeschlagene wohnt. Die Anregung sollte neben Namen und Anschrift des möglichen Ordensempfängers auch Art und Umfang der Verdienste darstellen und Personen oder Organisationen nennen, die zu dem Vorschlag Stellung nehmen können. Bundespräsident Horst Köhler setzt sich sehr stark dafür ein, dass der Anteil der Frauen, die für den Verdienstorden vorgeschlagen werden, steigt. Übrigens: Wer seine eigene Auszeichnung anregt, kann nicht mit einer Verleihung des Verdienstordens rechnen.

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